Thomas Scheffer

© VG Bild-Kunst, Bonn

THE BLIND SPOT von Thomas Scheffer


Die Macula caeca, der blinde Fleck, weisst auf eine blinde Stelle im Augapfel hin an dem die Sehnerven sitzen.

Die visuelle Information, die das Auge an dieser Stelle im Gesichtsfeld eigentlich sehen sollte, ergänzt die Vorstellungskraft des menschlichen Gehirns, indem es die partielle Blindheit quasi "wegrechnet". Das Bild der Welt, dass sich der Mensch macht ist also konstruktionstechnisch fehlerbehaftet.


Thomas Scheffers THE BLIND SPOT erzeugt mit seiner visuellen Installation beim Betrachter einen außergewöhnlichen Wahrnehmungseffekt. Das abgedunkelte Orangerot im Bildhintergrund changiert durch ein enervierendes, rhythmisches Flackern mit bewegten dunklen oliv-gelben Fleckwolken, die einen bedingten Sehprozess erfahrbar machen möchten. Es fällt schwer sich dem pulsierenden Farb- und Formenspiel zu entziehen, dass das visuelle Vermögen des Einzelnen in Frage stellt. Diese Möglichkeit einer medienspezifischen Erfahrung, mittels einer neuartigen Visualität, macht jedem der sehen kann, die Beschränktheit der eigenen Wahrnehmung klar. Diese Beschränktheit wird einem hier absichtlich nicht vor Augen geführt, denn der blinde Fleck verhindert dies demonstrativ. Jedem Einzelnen bleibt es offen, diesen Anspruch auf Wahrhaftigkeit in der eigenen Kunsterfahrung zu überprüfen.


Peer Hunsicker 2022



THE BLIND SPOT by Thomas Scheffer


The macula caeca, the blind spot, indicates a blind spot in the eyeball where the optic nerves are located.

The visual information that the eye should actually see at this point in the visual field, supplements the imagination of the human brain by "removing" the partial blindness. The picture of the world that the human being makes for himself is thus constructionally defective.


With his visual installation, Thomas Scheffer's THE BLIND SPOT creates an extraordinary an extraordinary perceptual effect. The darkened orange-red in the background of the picture oscillates by an enervating, rhythmic flickering with moving dark olive-yellow spot clouds, which want to make a conditional visual process experienceable. It is difficult to escape the pulsating color and form play that questions the visual capacity of the individual.

This possibility of a media-specific experience, by means of a new kind of visuality, makes clear to everyone who can see the limitations of his own perception. This is intentionally not made clear to the viewer, because the blind spot demonstratively prevents this. It remains open to each individual to make this claim of truthfulness in one's own experience of art.


Peer Hunsicker 2022

Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR Modul D – Digitale Vermittlungsformate

THE BLIND SPOT, 160x160x48mm, Mind Machine, 2022